
Um Gottes Willen!
Christoph Sigrist und Hannes Lindenmeyer: Der Pfarrer des Grossmünsters und der Präsident der Kirchenpflege Aussersihl diskutieren am 28. Juni in der Kirche Hard über die Immobilienpolitik der Kirchen und kirchennaher Stiftungen.
Die Kirche und ihre Verantwortung den Mieterinnen und Mietern gegenüber. Podiumsdiskussion mit Christph Sigrist und Hannes Lindenmeyer. Donnerstag, 28. Juni, 19.15 Uhr, Reformierte Kirche Zürich Hard, Bullingerstrasse 4, 8004 Zürich
Vor der ordentlichen GV der Regionalgruppe Stadt Zürich des MV Zürich gibt es am gleichen Abend um 17.30 Uhr einen Rundgang (30-45 Minuten) in die direkte Umgebung der Siedlung Eglistrasse der Dr. Stephan à Porta Stiftung. Deren Mieterinnen und Mieter haben die Kündigung erhalten. Diese Siedlung soll einem Ersatzneubau weichen. Alle Informationen dazu gibt es hier:
Profit oder Gemeinnutz? Hannes Lindenmeyer interveniert
Die bald fusionierte reformierte Kirche der Stadt Zürich will mit ihren Liegenschaften mehr Profit erzielen. Aussersihl-Kirchenpfleger Hannes Lindenmeyer hält dagegen.
Als Hannes Lindenmeyer letztes Jahr las, was im neuen Leitbild der Reformierten Kirche der Stadt Zürich ab 2019 stehen soll, wenn die meisten der bisherigen Kirchgemeinden zu einer einzigen fusioniert sind, versetzte ihn in Aufruhr. «Wir orientieren uns bei den Liegenschaften im Finanzvermögen grundsätzlich am System der Marktmiete» stand da. Seine Kirche plante also, sich bei diesen Liegenschaften – zu denen auch 160 Wohnungen gehören – von der fairen Kostenmiete zu verabschieden und Profit zu machen. Das entspricht nicht gerade der sozialen Verantwortung der Kirche und ihrem Selbstbild. «Ausgerechnet die Kirche plante, nun ebenfalls auf dem Buckel der Mieterinnen und Mieter Profitmaximierung zu betreiben», ärgert sich Lindenmeyer. Er lancierte mit anderen zusammen eine Petition an die Adresse des Zürcher Stadtverbandes.
Verwalter ausgewechselt
Nicht lange, nachdem diese übergeben war, geschah etwas Weiteres: In einem der Häuser, das noch dieses Jahr respektive bis zur Fusion der Aussersihler Kirchgemeinde gehört, wurde eine Wohnung frei. Lindenmeyer schlug vor, sie der AOZ (Asyl Organisation Zürich) oder der sozialen Wohnungsvermittlung Domicil anzubieten, für eine Familie auf der Flucht. Die Immobilien-Verantwortlichen der Kirche meldeten bald darauf zurück: AOZ und Domicil würden sich nicht für die Wohnung interessieren. Lindenmeyer stutzte. Rückblickend erzählt er: «Die Kollegen von der Kirche sagten mir, beide Organisationen hätten das Angebot abgelehnt, weil sie keine befristeten Wohnungen brauchen können. Dabei war von befristet nie die Rede. Aber die Kirchen-Verwaltung wollte offenbar bis zur Fusion befristen, um danach erhöhte Marktmieten zu verlangen.»
Lindenmeyer intervenierte wieder bei der Leitung des Zürcher Stadtverbandes – und erhielt kürzlich die überraschende Nachricht: Man trennt sich per Ende Juni von der für die Liegenschaften verantwortlichen Person. Worüber er sich vor allem freut: die frei werdende Wohnung kann 2019 nun doch via AOZ oder Domicil an eine Flüchtlingsfamilie vermietet werden.
Petition zeigt Wirkung
Auch die Petition, die verlangt, dass die reformierten Kirchen in der Stadt Zürich ihren «Umgang mit kirchlichen Liegenschaften ausschliesslich nach Grundsätzen gemeinnütziger Trägerschaften ausrichten und insbesondere auf sogenannte Marktmieten verzichten» soll, sowie ein entsprechender Vorstoss in der Zentralkirchenpflege lautete, zeigen Wirkung: Die Kirchenleitung setzt nun eine Kommission ein, die die geplante Liegenschaften-Strategie kritisch anschaut. Sie prüft auch, ob die Verwaltung ihrer Liegenschaften an externe Profis ausgelagert werden soll; Lindenmeyer hatte dies vorgeschlagen, und dabei an Stiftungen gedacht oder eine grössere Genossenschaft. Ein Entscheid stehe noch aus. Lindenmeyer ist aber zuversichtlich: «In der begleitenden Kommission sitzen jetzt auch kritische Vertreter.» Bleibt es doch bei der mieterfeindlichen Marktmiete im Leitbild, schliessen er und Kollegen weiteren Widerstand nicht aus. Denn es geht um viel: Mit der Fusion gehören die Liegenschaften ab 2019 nicht mehr den bisherigen kleinen Kirchgemeinden der Stadt, sondern der fusionierten. Lindenmeyer: «Die einzelnen, bisher autonomen Kirchen werden nicht einmal mehr ein Antragsrecht haben, sondern können dann nur noch Empfehlungen abgeben. Und der einzige Ort, an dem sich kritische Stimmen noch Gehör verschaffen können, wird das zukünftige Parlament sein.»
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